Julia fühlt sich nicht liebenswert
Schon als Kind hatte ich das Gefühl, nicht das zu sein, was gemeinhin als „normal“ angesehen wird. Aber was ist schon normal? Sich damit auseinanderzusetzen kann ganze Bücher füllen, also gehe ich an dieser Stelle nicht weiter auf die Frage ein.
Jedenfalls bin ich schon seit ich denken kann künstlerisch, male und habe schon als Kind und Jugendliche Gedichte und Geschichten geschrieben. Ich bin introvertiert, fühle mich in großen Gruppen nicht wirklich wohl und brauche dadurch sehr lange, mit anderen Menschen warm zu werden, was meine Mitschüler*innen damals dazu veranlasste mich zu mobben. Das hat Spuren hinterlassen. Ich bin immer unzufrieden mit mir und habe das Gefühl, einfach „falsch“ zu sein.
Dadurch entwickelte ich eine depressive Störung, eine Bindungsstörung, ein pathologisches Essverhalten, Suizidabsichten, Selbstverletzungstendenzen, eine Angstneurose, bin emotional instabil und mein Selbstbewusstsein ist ziemlich im Eimer, was mit 16 dazu führte, dass ich in meine erste extrem toxische Beziehung geriet. Um Hilfe zu bitten habe ich auch nie gelernt und dachte, ich müsse mit allem alleine zurechtkommen. Dadurch habe ich mir früh angewöhnt, eine Rolle zu spielen, damit niemand meine Schwächen entdeckt und weil ich mich selbst nie als liebenswert ansehen konnte.
Ich habe immer wieder versucht, dazu zu gehören und gemocht zu werden, weshalb ich in meinem Leben vieles über mich habe ergehen lassen, was mir zutiefst widerstrebt. Mit Einzelheiten werde ich euch hier verschonen.
Eine Therapie habe ich erst im Februar 2021 angefangen und jetzt, nach fast einem Jahr, geht es mir wieder halbwegs gut. Ich habe meine Garderobe umgestellt und fühle mich wieder viel wohler. Momentan werde ich auf die Verdachtsdiagnose Borderline behandelt. Seitdem geht’s mir um einiges besser.
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