Tara: Bühnenmensch trotz Depressionen und Angststörung?

Tara
Tara

Ich habe schon von Kindheit an anders getickt als andere, vor allem im sozialen Bereich. Schon immer hatte ich große Probleme, zum Beispiel dabei, neue Kontakte zu knüpfen oder auf andere Menschen zuzugehen. Über die Jahre wurden diese Probleme immer schwerwiegender bis hin zu dem Punkt, wo mein tägliches Leben massiv eingeschränkt war.

Ich habe mir selbst immer eingeredet, dass das normal sei und dass andere Menschen viel stärkere Probleme und damit auch ein viel größeres Recht auf professionelle Hilfe hätten. Ich hatte ja zum Beispiel nie schwere Traumata erleiden müssen.

Seit Beginn der Corona-Pandemie verschlechterte sich mein Zustand jedoch so schlimm, dass ich teilweise wochenlang nicht mehr das Haus verlassen konnte. Mir ging es überwiegend schlecht und ich versank in Selbstzweifel und Traurigkeit.

Mein bester Freund schleppte mich letztendlich zu der Therapiepraxis, in der er selbst in Behandlung war und ich bekam zum Glück auch sehr schnell einen Therapieplatz. Die Diagnose: Depressionen und soziale Angststörung mit Tendenz zur generalisierten Angststörung. Die Ursache: viele „kleinere“ Dinge, wie zum Beispiel Mobbing in der Schule, die alleinstehend vielleicht keine psychischen Probleme ausgelöst hätten, aber in meinem Fall machte es dann tatsächlich die Masse.Seit August 2021 befinde ich mich in Therapie, inzwischen sogar in Langzeit-Therapie.
Ich werde meinem Kumpel auf ewig Dankbar sein. Für mich war sich professionelle Hilfe zu holen die beste Entscheidung. Endlich verstehe ich überhaupt, woher diese Probleme kommen und dass das eben nicht normal ist, wie ich es mir lange Zeit eingeredet habe. Mein Alltag ist nicht mehr so eingeschränkt und ich kann wieder Dinge tun, wie zum Beispiel alleine einkaufen gehen und in Geschäften die Mitarbeiter fragen, wenn ich etwas nicht finde. Ich habe wieder Spaß am Leben und an meinen Hobbies: den Pferden und der Bühne. Seit 2020 stehe ich regelmäßig im Rahmen eines Programmes einer Musikschule auf der Bühne. Dort kann ich alle Probleme für einen Moment vergessen, selbstbewusst sein und einfach „Ich“ sein und zeigen was ich kann und was jahrelang tief unten in mir gefangen war. Lange Rede, kurzer Sinn: Bühne und Kreativität kann heilen und es ist keine Schande sich Hilfe zu holen. Und auch wenn die eigenen Probleme im Vergleich zu anderen im ersten Moment winzig erscheinen, sind sie trotzdem da und man hat trotzdem die Berechtigung auf Hilfe.