SVENJA will nicht ständig auf den Rollstuhl reduziert werden.
Dass ich mein Leben lang auf einen Rollstuhl angewiesen sein würde und Therapie genauso dazugehören würde war noch nicht klar, als ich geboren wurde. Offiziell als körperbehindert gelte ich erst seit ich etwa zweieinhalb bin, davor hieß es immer nur, ich hätte eine Entwicklungsverzögerung.
Den ersten Rollstuhl bekam ich dann mit etwa vier Jahren. Er hatte Katzen auf den Schutzblechen und von Fotos weiß ich, dass ich bei den ersten Fahrversuchen ziemlich viel Spaß hatte. Die Wohnung litt allerdings wohl ein wenig. Kein Wunder es ist ja auch ein großes Stück Freiheit gewesen.
Meine Mutter hat zum Glück immer viel wert darauf gelegt, dass ich erstmal alles alleine versuche und nicht in Watte gepackt wurde. Ich fand das als Kind oft überhaupt nicht lustig, doch heute weiß ich, es war das Beste was sie tun konnte um mich so selbstständig wie möglich zu machen. Vom Kindergarten bis zum Ende meiner Grundschulzeit habe ich viel Zeit bei Therapien verbracht. Drei Tage die Woche gab es Physio, Ergo und Reiten. Abgesehen vom Reiten war das nicht immer das, was ich machen wollte. Ich hätte oft lieber mit meinen Freunden gespielt. Aber ohne die Arbeit damals wäre heute so vieles nicht möglich für mich.
Ich habe eine ganz normale Grundschule bei mir im Ort besuchen können. Als es dann an den Schulwechsel ging, fing es allerdings an komplizierter zu werden. In meinem Wohnort gab es für mich nicht wirklich eine gute Lösung und die Förderschulen im näheren Umkreis entsprachen nicht dem, was ich brauchte. Ein Lehrer, der einmal in der Woche extra für mich kam, hatte meiner Mutter damals von einer Schule in Köln erzählt. Diese Schule hatte einen Förderschwerpunkt, der für mich sehr gut passte. Als sie mir allerdings eröffnete, dass ich ins Internat solle war ich alles, nur nicht begeistert. Ich war 10, ich wollte definitiv nicht von allem weg das ich kannte. Der Gedanke noch andere behinderte Kinder kennen zu lernen überforderte mich außerdem ziemlich, ich hatte ja nie Berührungspunkte mit anderen Behinderten gehabt. Ich sollte mir außerdem ein Zimmer mit jemandem teilen und nur noch an den Wochenenden und den Ferien nach Hause. Nun ja, ich hatte nicht wirklich ein Mitspracherecht und so wurde ich am 10.08.2006 dort eingeschult. Mit meiner Mitbewohnerin hatte ich ab dem ersten Tag eines gemeinsam: Wir hatten überhaupt keine Lust auf die Nummer und schworen, in einem Jahr wieder zu gehen. Das war der Deal mit unseren Eltern sollte es uns überhaupt nicht gefallen.
Die ersten eineinhalb Jahre dort waren nicht schön, für keinen der Beteiligten. Nicht nur, dass ich es dort hasste, auch meine Mutter musste sich einiges anhören. Zum Glück änderte sich diese Einstellung, denn aus heutiger Sicht war es die beste Entscheidung, die sie für mich treffen konnte. Die Schule und das Internat haben mir viele Möglichkeiten gegeben, die ich bei mir zu Hause nie gehabt hätte. Ich konnte in der Zeit viel lernen, vor allem was den Umgang und die Selbstständigkeit mit meinem Rollstuhl angeht. Bus und Straßenbahn fahren hätte ich bei mir zu Hause wohl nie gelernt. Die Schule hatte so viele unterschiedliche Angebote, von Sport bis Kultur.Wir waren unter anderem skifahren und tauchen – wir hatten ein eigenes Schwimmbad in der Schule – wir hatten ein Theater-Abo und es gab regelmäßig Lesungen. Auch im Internat gab es einiges an Angeboten, wir haben mit unseren Betreuern Konzerte besucht und waren in den Kölner Kneipen. Kurz um die Schule und das Internat haben mir, neben dem Schulstoff, unheimlich viel fürs Leben beigebracht. Vor allem aber auszuprobieren was geht, auch wenn es erstmal aussieht als würde es das eben auf gar keinen Fall.
2013 hat ein ehemaliger FSJler dann vom MPS erzählt und wir sind zusammen zu meinem aller ersten MPS gegangen. Im Jahr darauf wollte ich dann zu mehr als nur den Terminen in meiner direkten Umgebung fahren. Das sorgte das erste Mal seit längerer Zeit dafür, dass ich zu hören bekam, dass sowas doch nicht mit dem Rollstuhl funktionieren kann. Das war seit meiner Kindheit eher ein Ansporn für mich und so begann ich eine Lösung zu suchen, angefangen mit einer Mitfahrgelegenheit. Es hat ewig gedauert, bis ich eine Nachricht bekam, die in etwa so ging: „Wenn dein Rollstuhl in einen Corsa passt, nehme ich dich mit.“ Es passte und so machte ich mich am Pfingstwochenende 2014 mit der Bahn auf den Weg zum Treffpunkt. Das war übrigens auch die erste richtige Bahnfahrt, Bahn fahren ist immer spannend mit dem Rollstuhl wie sich in den Jahren darauf noch zeigen sollte. Ich war ziemlich schlecht auf mein erstes Camping-Wochenende vorbereitet, aber es hat geklappt und ich hab an diesen Tagen meine MPS-Familie gefunden. Dieses Wochenende war der Beginn von einer Reihe an Abenteuern, bei denen ich mehr als einmal von Außenstehenden gehört habe, dass das doch gar nicht funktionieren kann. Aber es hat immer irgendwie funktioniert bis heute. Oft war es anstrengend und meistens hat irgendwas nicht geklappt wie geplant aber bei wem läuft schon immer alles wie geplant?
Im letzten Jahr konnte ich dann noch ein kleines bisschen mehr Selbstständigkeit erlangen, da habe ich nämlich endlich meinen Führerschein machen können. Das wird noch so viele neue Abenteuer möglich machen.
Den ersten Rollstuhl bekam ich dann mit etwa vier Jahren. Er hatte Katzen auf den Schutzblechen und von Fotos weiß ich, dass ich bei den ersten Fahrversuchen ziemlich viel Spaß hatte. Die Wohnung litt allerdings wohl ein wenig. Kein Wunder es ist ja auch ein großes Stück Freiheit gewesen.
Meine Mutter hat zum Glück immer viel wert darauf gelegt, dass ich erstmal alles alleine versuche und nicht in Watte gepackt wurde. Ich fand das als Kind oft überhaupt nicht lustig, doch heute weiß ich, es war das Beste was sie tun konnte um mich so selbstständig wie möglich zu machen. Vom Kindergarten bis zum Ende meiner Grundschulzeit habe ich viel Zeit bei Therapien verbracht. Drei Tage die Woche gab es Physio, Ergo und Reiten. Abgesehen vom Reiten war das nicht immer das, was ich machen wollte. Ich hätte oft lieber mit meinen Freunden gespielt. Aber ohne die Arbeit damals wäre heute so vieles nicht möglich für mich.
Ich habe eine ganz normale Grundschule bei mir im Ort besuchen können. Als es dann an den Schulwechsel ging, fing es allerdings an komplizierter zu werden. In meinem Wohnort gab es für mich nicht wirklich eine gute Lösung und die Förderschulen im näheren Umkreis entsprachen nicht dem, was ich brauchte. Ein Lehrer, der einmal in der Woche extra für mich kam, hatte meiner Mutter damals von einer Schule in Köln erzählt. Diese Schule hatte einen Förderschwerpunkt, der für mich sehr gut passte. Als sie mir allerdings eröffnete, dass ich ins Internat solle war ich alles, nur nicht begeistert. Ich war 10, ich wollte definitiv nicht von allem weg das ich kannte. Der Gedanke noch andere behinderte Kinder kennen zu lernen überforderte mich außerdem ziemlich, ich hatte ja nie Berührungspunkte mit anderen Behinderten gehabt. Ich sollte mir außerdem ein Zimmer mit jemandem teilen und nur noch an den Wochenenden und den Ferien nach Hause. Nun ja, ich hatte nicht wirklich ein Mitspracherecht und so wurde ich am 10.08.2006 dort eingeschult. Mit meiner Mitbewohnerin hatte ich ab dem ersten Tag eines gemeinsam: Wir hatten überhaupt keine Lust auf die Nummer und schworen, in einem Jahr wieder zu gehen. Das war der Deal mit unseren Eltern sollte es uns überhaupt nicht gefallen.
Die ersten eineinhalb Jahre dort waren nicht schön, für keinen der Beteiligten. Nicht nur, dass ich es dort hasste, auch meine Mutter musste sich einiges anhören. Zum Glück änderte sich diese Einstellung, denn aus heutiger Sicht war es die beste Entscheidung, die sie für mich treffen konnte. Die Schule und das Internat haben mir viele Möglichkeiten gegeben, die ich bei mir zu Hause nie gehabt hätte. Ich konnte in der Zeit viel lernen, vor allem was den Umgang und die Selbstständigkeit mit meinem Rollstuhl angeht. Bus und Straßenbahn fahren hätte ich bei mir zu Hause wohl nie gelernt. Die Schule hatte so viele unterschiedliche Angebote, von Sport bis Kultur.Wir waren unter anderem skifahren und tauchen – wir hatten ein eigenes Schwimmbad in der Schule – wir hatten ein Theater-Abo und es gab regelmäßig Lesungen. Auch im Internat gab es einiges an Angeboten, wir haben mit unseren Betreuern Konzerte besucht und waren in den Kölner Kneipen. Kurz um die Schule und das Internat haben mir, neben dem Schulstoff, unheimlich viel fürs Leben beigebracht. Vor allem aber auszuprobieren was geht, auch wenn es erstmal aussieht als würde es das eben auf gar keinen Fall.
2013 hat ein ehemaliger FSJler dann vom MPS erzählt und wir sind zusammen zu meinem aller ersten MPS gegangen. Im Jahr darauf wollte ich dann zu mehr als nur den Terminen in meiner direkten Umgebung fahren. Das sorgte das erste Mal seit längerer Zeit dafür, dass ich zu hören bekam, dass sowas doch nicht mit dem Rollstuhl funktionieren kann. Das war seit meiner Kindheit eher ein Ansporn für mich und so begann ich eine Lösung zu suchen, angefangen mit einer Mitfahrgelegenheit. Es hat ewig gedauert, bis ich eine Nachricht bekam, die in etwa so ging: „Wenn dein Rollstuhl in einen Corsa passt, nehme ich dich mit.“ Es passte und so machte ich mich am Pfingstwochenende 2014 mit der Bahn auf den Weg zum Treffpunkt. Das war übrigens auch die erste richtige Bahnfahrt, Bahn fahren ist immer spannend mit dem Rollstuhl wie sich in den Jahren darauf noch zeigen sollte. Ich war ziemlich schlecht auf mein erstes Camping-Wochenende vorbereitet, aber es hat geklappt und ich hab an diesen Tagen meine MPS-Familie gefunden. Dieses Wochenende war der Beginn von einer Reihe an Abenteuern, bei denen ich mehr als einmal von Außenstehenden gehört habe, dass das doch gar nicht funktionieren kann. Aber es hat immer irgendwie funktioniert bis heute. Oft war es anstrengend und meistens hat irgendwas nicht geklappt wie geplant aber bei wem läuft schon immer alles wie geplant?
Im letzten Jahr konnte ich dann noch ein kleines bisschen mehr Selbstständigkeit erlangen, da habe ich nämlich endlich meinen Führerschein machen können. Das wird noch so viele neue Abenteuer möglich machen.
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